Langes Warten an einer verlassenen Tankstelle auf der Autobahn, Anti-Schwarzfahrt gesponsort vom Bogenschießpapa und Trampen durch die Nacht vom Wiener Flughafen nach Budapest
Bisher haben wir hier noch gar nicht viel über unsere Erlebnisse beim Trampen gesprochen. Ein Hauptgrund, warum wir trampen, ist für uns nicht einfach nur die geldfreie Fortbewegung und die Nutzung des Sitzplatzüberflusses (sehr oft sieht man ca. 1-2 Personen pro Fahrzeug, wobei Platz für weitere 2-3 oder mehr Personen wäre). Die Art und Weise Menschen zu treffen, die man anders wohl nie getroffen hätte und mit vielen von ihnen interessante Gespräche oder lustige Erlebnisse zu teilen, ist für uns einfach schöner. Schließlich ergibt sich ein Gespräch auf engem Raum im Auto viel schneller, als in der doch oft eher stummen und anonymen Gesprächskultur in Bussen oder Bahnen. Wir haben uns vorgenommen, von nun an festzuhalten, mit welchen Menschen wir unterwegs waren, um uns an schöne (oder auch nicht so schöne) Erlebnisse zu erinnern. Ein paar Geschichten davon wollen wir mit euch hier teilen, diese findet ihr jetzt unter „Trampgeschichten“.
Generell schwankt die Zeit bis zum nächsten Auto, das uns mitnimmt, sehr stark. In schlechten Fällen kann es bis zu zwei Stunden dauern und man wird nur wenige Kilometer weiter mitgenommen. In sehr guten Fällen wird man selbst beispielsweise einfach von einem LKW angehupt – sogar ohne den Daumen rauszuhalten – und nach nur wenigen Sekunden Wartezeit mitgenommen.
Hier also mal ein kleiner Auszug aus einer eher recht anstrengenden und langen Fahrt, die etwas Improvisation brauchte:
Von Stockerau (Österreich) sollte es weiter nach Budapest (Ungarn) gehen. Jedoch hatten wir uns den Weg nach Budapest etwas einfacher vorgestellt, als es letztendlich kam. Von Stockerau mussten wir erst nach Wien reintrampen, um von dort auf eine Autobahn zu gelangen, die direkt nach Budapest führt. Schließlich wollten wir ja den ganzen Weg trampen und nicht erst mit dem Zug fahren. Die Autobahnauffahrt bei Stockerau Richtung Wien, zu der wir hingelaufen sind, hatte zwar einen Rastplatz, allerdings ist von dort kaum ein Auto weggefahren, da die meisten eher einen Wochenendsparziergang durch den Wald machen wollten. Leider konnten wir uns nicht direkt an die Autobahnauffahrt stellen, weil diese für Fußgänger nicht zugänglich ist. Die Autos aus der anderen Richtung fuhren zuerst von einem Kreisverkehr über eine Brücke und dann auf die Autobahn Richtung Wien. Auf die andere Seite der Brücke zu laufen, hätte nur mit einem riesigen Umweg von ca. einer Stunde funktioniert… allein schon mit dem ganzen schweren Gepäck war das keine schöne Vorstellung. Wir haben dann also versucht die Autos von dem Kreisverkehr mit Schild und Handbewegungen Richtung Rastplatz zu lotsen. Eine Person, die gerade vom Golfspielen kam, hat dann bei weniger Verkehr auch mitten auf dem Kreisverkehr angehalten, sodass ich über die Leitplanke springen und zu ihm hingehen konnte, um ihm zu sagen, dass Kerstin und unsere Sachen weiter unten beim Parkplatz am Ende der Brücke sind. Manchmal braucht es beim Trampen eben ein bisschen mehr als nur den Daumen oder ein Schild. ;)
Der Golfspieler konnte uns jedoch nicht allzuweit mitnehmen, weswegen er uns an einer Raststätte auf der Autobahn wenige Kilometer weiter absetzte. Leider haben wir erst nach dem Aussteigen gemerkt, dass die Raststätte ziemlich verlassen war und so kaum ein Auto herauffuhr. Die Autos auf der Autobahn wären zum Herauslotsen wohl auch eher zu schnell gefahren. Wir haben also gewartet.

Nach einer Stunde oder länger nahm uns schließlich ein in Wien lebender Vater mit seinen zwei Söhnen mit, die gerade vom Bogenschießen kamen. Wir sind mit ihm dann bis nach Wien reingefahren, um von dort auf die richtige Autobahn zu kommen. Leider konnte er uns nur recht weit entfernt davon absetzen, sodass wir bis zur Auffahrt mit dem Zug fahren wollten. Beim Abschied hat der Vater uns 10€ in die Hand gedrückt und mit einem Zwinkern gesagt, die seien für unsere Fahrkarten, damit wir nicht „schwarzfahren“. Würden wir natürlich nie tun ;) Wir haben uns trotzdem gefreut, dass jemand nach so kurzem Kennenlernen aushelfen möchte…und wir haben ihm schließlich auch seinen Wunsch erfüllt. ;)
Bei der Auffahrt nahe eines selbstverwalteten Kulturzentrums haben wir dann gestanden bis es dunkel wurde. Wir haben uns schon überlegt (wie von dem Vater empfohlen) dort mal nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu fragen, haben uns dann aber doch noch entschlossen mit dem Zug weiter bis zum Flughafen zu fahren, um von dort aus nach Budapest zu trampen. Einen ganzen Tag zu brauchen, nur um von Stockerau nach Wien (ca 30km) zu kommen, wollten wir nicht hinnehmen. Wenn man bedenkt, dass ich die Strecke Berlin – München schon mehrmals unter 10 Stunden getrampt bin, ist dass schon krass. Es ist also klar, dass beim Trampen der Ausgangspunkt und die Route (aus einer Stadt raustrampen ist eher schwierig) eine große Rolle spielen und nicht so sehr die Kilometeranzahl, um abzuschätzen, wie anstrengend und zeitaufwendig der Weg wird. Nachdem wir unsere Trinkflaschen am Flughafen aufgefüllt hatten, haben wir auf einem Parkplatz zur Autobahn schließlich relativ schnell ein Auto gefunden, dass uns weiter mitnimmt. Nun hieß es nur noch auf der Autobahn bleiben und nach Budapest kommen, was auch recht zügig funktioniert hat. Wir kamen schließlich gegen 00:30 Uhr in Budapest an. Die letzte Mitfahrgelegenheit war jedoch etwas merkwürdig. Obwohl uns die zwei Personen an einer Tankstelle einige Kilometer vor Budapest ignorierten, als wir sie fragten, ob sie nach Budapest fahren, kehrten sie einige Minuten später doch noch um und wir sollten das kleine Auto ziemlich randvoll mit unseren Sachen bepacken. Am Ende wollte der Fahrer, der etwas Deutsch sprechen konnte, jedoch plötzlich 20€ von uns haben, weil er angeblich extra einen Umweg für uns gefahren ist. Ich hab ihm also erklärt, dass wir nur mit Leuten mitfahren wollen, die Platz haben und sowieso den gleichen Weg fahren und keine „privaten Taxifahrten“ machen wollen. Wenig glücklich schien er das letztendlich dann wohl auch verstanden zu haben und wir konnten die letzten Meter zu unserem Couchsurfing Gastgeber Gábor gehen. Das unangenehme Gefühl nach dieser letzten Fahrt blieb trotzdem noch eine Weile bestehen.